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Bericht:

Meister der Effizienz im Halbfinale



Von Martin Merk

Die ZSC Lions waren schlauer als die Prager Löwen von Slavia und gewinnen dank einer starken Chancenauswertung und einem noch stärkeren Torhüter Ari Sulander in Tschechien gleich mit 5:1. Damit stehen die Zürcher im Halbfinale gegen die Espoo Blues.

Die ZSC Lions erwiesen sich im Spiel zwischen den Champions der Schweiz und Tschechiens als Meister der Effizienz. Gleich auf fünf Spieler musste der ZSC-Trainer Sean Simpson verzichten, während Slavia Prag komplett war und seinen Topscorer Jaroslav Bednar erstmals wieder zur Verfügung hatte. Der tschechische Nationalstürmer wollte sich die Partie nicht entgehen lassen und spielte unter schmerzstillenden Mitteln.

Die Partie begann zu Gunsten der ZSC Lions, doch konnten die Zürcher von der Powerplay-Möglichkeit nach knapp zwei Minuten ebenso wenig Gebrauch machen wie die Prager wenige Minuten später. Im zweiten Anlauf klappte es doch noch: Jean-Guy Trudel schloss das zweite Überzahlspiel zur Führung der Gäste ab.

Die aktiveren Gastgeber übernahmen, angestachelt durch den Rückstand, damit definitiv as Spieldiktat und suchten den Ausgleich mit starken Offensiv-Kombinationen. Die Abwehr mit drei Routiniers (Blindenbacher, Suchy, Seger) und drei wenig erfahrenen Spielern (Geering, Schelling, Cadonau) stand unter grossem Druck und Ari Sulander musste sein ganzes Können abrufen. Etwa eine Minute nach der Führung, als Bednar vor Sulander verpasste, oder in der 30. Minute, als Vladimir Ruzicka, der Sohn des gleichnamigen Slavia- und Nationaltrainers, alleine vor Sulander angepasst wurde, jedoch die Schussabgabe misslang. Nach 33 Spielminuten rettete bei einem Schuss Michal Vondrkas auch noch der Pfosten.

Doch je länger Slavias Sturmlauf im Mitteldrittel dauerte, desto banger musste den rund 150 angereisten ZSC-Fans gewesen sein. In der 37. Minute, nachdem die Tschechen eine Unterzahlsituation unbeschadet überstanden, war es dann auch so weit. Verteidiger Petr Kadlec spielte sich an der vorderen blauen Linie frei, schoss in Richtung Sulander, wo Petr Jelinek den Puck ins Tor lenkte – 1:1, der Traum kam in Gefahr.

In der Folge sah man die ZSC Lions wieder aktiver, doch die Tschechen zeigten wer der Hausherr ist. Zumindest für einige Minuten. Im Schlussdrittel meldeten sich die Stadtzürcher aus heiterem Himmel zurück. Adrian Wichser stürmte von links los, passte zur rechten Bande Ryan Gardner an, der die Lücke in Adam Svobodas Tor fand. Die ZSC-Fans bekamen heiss, legten ihre Oberbekleidung zur Seite und durften bald wieder jubeln. 38 Sekunden später stand es gar 1:3, als Mark Bastl im Angriffsdrittel links zu Jan Alston passte, der mit einer Direktabnahme traf.

Slavia Prag versuchte zurückzuschlagen und belagerte Sulanders Tor mehrfach, doch der Finne hielt mirakulös oder hatte nötigenfalls wieder den Pfosten (gegen David Hruska) zu Hilfe. Im Gehäuse wirkte er eine Nummer grösser als sein Gegenüber, der zwei weitere Male hinter sich greifen musste. In der 58. Minute leitete Wichser mit einem weiten Pass einen Konter ein, den Peter Sejna und Gardner zum 1:4 abschlossen. Alston erhöhte in der Schlussminute gar auf 1:5.

«Ich bin sehr überglücklich, das ist sicher eines meiner fünf oder zehn besten Spiele», sagte der Matchwinner Ari Sulander und konnte sich auch erinnern, wann er letztmals noch mehr Paraden ablieferte. «Das war in meiner ersten Saison, als ich 62 Schüsse hielt und wir in Kloten 2:0 gewannen!»

Ähnlich wundersam scheint in dieser Höhe auch der Sieg in Tschechen – der erste Sieg überhaupt eines NLA-Clubs gegen ein Team aus Tschechien oder der Tschechoslowakei im 12. Anlauf. «Das zweite Tor war der grosse Wendepunkt», sagt Sulander, «danach spielten sie offensiver und wir hatten mehr Raum, um zu treffen.»

Die Halbfinalteilnahme in der Champions Hockey League stuft er auch weitaus grösser ein als die beiden Siege im minder stark besetzten Continental Cup. «Es ist etwas viel grösseres, auf einem sehr hohen Level und es ist unglaublich, was wir hier für Teams geschlagen haben», sagt der Finne und freut sich auf das Spiel in seiner Heimat. «Es ist natürlich speziell für mich, in Finnland zu spielen. Ich habe Espoo mehrmals spielen sehen, das wird wirklich ein interessantes Duell, sie haben ein sehr starkes Team.»

Der Trainer Sean Simpson hob hervor, wie speziell der Sieg für das Schweizer Eishockey sei, während CEO Peter Zahner schon bald zum Organisieren kommt. «Was hier geschehen ist, ist unglaublich, es war eine taktische Meisterleistung!» so Zahner. «Wir haben bereits vororganisiert, nun geht es an die Details, da stehen einige Herausforderungen an, auch das wir das Heimspiel in Rapperswil bestreiten.»

Der Vorverkauf beginnt bald. Saisonabonnenten haben diesmal keinen kostenlosen Eintritt mehr. Das Spiel vom 6. Januar gegen Bern wird auf den 20. Januar verschoben.

Telegramm
Slavia Prag – ZSC Lions 1:5 (0:1, 1:0, 0:4)
O2 Arena. – 8137 Zuschauer. – SR: Schimm/Schütz (D), Kaspar (Ö)/Winnekens (D). – Tore: 14:12 Trudel (Pittis, Alston/Ausschluss Kolarik) 0:1. 36:28 Jelinek (Kadlec) 1:1. 46:51 Gardner (Wichser, Monnet) 1:2. 47:29 Alston (Bastl, Seger) 1:3. 57:36 Gardner (Sejna, Wichser) 1:4. 59:05 Alston (Trudel) 1:5. – Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Slavia Prag, 5-mal 2 Minuten gegen die ZSC Lions.
Slavia Prag: Svoboda (Ersatz: Furch); Vasicek, Kadlec; Drtina, Novak; Kolarik, Zizka; Sloboda; Hruska, Vondrka, Beranek; Bednar, Tomica, Cervenka; Dolezal, Micka, Ruzicka; Sklenar, Cermak, Jelinek; Kraft.
ZSC Lions: Sulander (Ersatz: Flüeler); Blindenbacher, Suchy; Seger, Geering; Schelling, Cadonau; Bühler, Pittis, Trudel; Sejna, Wichser, Gardner; Bastl, Alston, Monnet; Lemm, Down, Grauwiler; Gloor.
Bemerkungen: Slavia Prag komplett. ZSC Lions ohne Forster, Kamber, Daniel Schnyder, Stoffel (alle verletzt) und Krutov (krank). – Pfostenschüsse: 33:00 Vondrka, 56:00 Hruska. – Schussverhältnis: 52:22 (15:6, 19:8, 18:8).



Fotos von Tobias Schlegel

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