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Bericht:

Die ZSC Lions mit einem Bein im Final



Von Andreas Bernhard

Mit einem weiteren begeisternden CHL-Auftritt besiegten die ZSC Lions in Rapperswil Espoo Blues, die bis anhin in 4 CHL-Spielen gerade mal 4 Tore kassierten, mit 6:3. Matchwinner waren die beiden bald 40-jährigen Jan Alston mit zwei Toren und Ari Sulander mit 26 Paraden. Die Lions brauchen noch einen Punkt zur Finalqualifikation

Die ersten zehn Minuten gehörten klar den ZSC Lions. Radoslav Suchy hatte bereits nach 44 Sekunden die erste Chance. Espoo Goalie Bernd Brückler hielt aber den Schuss von Ryan Gardner ebenso wie den Nachschuss des slowakischen Verteidigers. Kurz darauf führte ein Missverständnis zwischen Joonas Rönnberg und Bernd Brückler beinahe zu einem Eigentor der Finnen. Mark Bastl konnte in der dritten Minute alleine auf Brückler ziehen, brachte den Puck aber nicht an diesem vorbei. Es dauerte bis zur fünften Minute ehe Espoo erstmals vor Ari Sulander auftauchte. Ryan Keller brachte dabei Suchy und Sulander arg in Bedrängnis. Die Lions hatten Glück, dass die Scheibe nicht über die Linie glitt. Sekunden später kam Jan Alston durch ein Abwehrfehler von Ville Lajunen nahe am Torraum zur Scheibe. Wieder kein Tor. Thibaut Monnet erlöste die Lions in der achten Minute. Vier Sekunden bevor eine Strafe gegen Camilo Miettinen abgelaufen wäre, verwertete Monnet einen Nachschuss backhand zur verdienten Führung. Jean-Guy Trudel hatte zuvor von der blauen Linie geschossen. Die Zürcher blieben spielbestimmend, obwohl Espoo das Tempo etwas verschärfte. Grosse Chancen konnten sich die Finnen nicht erarbeiten. Die Lions standen in der Defensive sehr kompakt und kamen ihrerseits nochmals zu drei ausgezeichneten Möglichkeiten. Severin Blindenbacher in der 14., Jean-Guy Trudel in der 17. und Jan Alston in der 19. Minute hatten allesamt den zweiten Treffer auf dem Stock.
Die Finnen kamen im Mitteldrittel entschlossen aus der Kabine. 52 Sekunden war der Abschnitt alt, als Espoo das Score ausgleichen konnte. Ville Lajunen schoss die Scheibe backhand über die Stockhand von Sulander genau in die obere Torecke. Als nur wenig später Jan Alston auf die Strafbank musste, ahnte man Schlimmes. Dank einigen Big Saves von Ari Sulander und gutem Boxplay brachten die Zürcher diese schwierige Phase über die Runden. Kaum waren sie wieder vollzählig, setzten sie Espoo unter steten Druck. Es spricht für die Lions in CHL-Form, dass sie eine solche Überlegenheit auch ausnützen können. Severin Blindenbacher passte zu Ryan Gardner, der alleine vor Brückler stand. Gardner nahm die Scheibe an, anstatt sie abzulenken, umspielte Brückler gekonnt und brachte die Lions erneut in Führung. Drei Minuten später stand es bereits 3:1. Wieder wurde Bernd Brückler von den Zürchern unter Dauerdruck gesetzt. Die Schüsse von Adrian Wichser und Radoslav Suchy konnte der Österreicher noch abwehren, gegen den Nachschuss von Peter Sejna war er dann aber chancenlos. Die Diners Club Arena bebte. Es sollte ein sehr wichtiger Treffer sein, dem eine Chance von Ryan Keller vorausgegangen war. Er konnte Blindenbacher die Scheibe abnehmen und alleine auf Sulander losziehen und schoss am Tor vorbei.
Der zweite Treffer der Finnen kam mit Ansage. Kurz vor dem 3:2 kam Sami Sandell nahe vor Sulander zum Schuss. Sekunden später wurde Sandell von den Zürcher Verteidigern vergessen, liess Sulander aussteigen und brachte Espoo wieder heran. Die Finnen drückten danach vehement auf den Ausgleichstreffer. Ari Sulander hielt die Lions im Spiel, die sich wieder fangen konnten und gar zum 4:2 kamen. Domenico Pittis liess in der 38. Minute gleich zwei finnische Verteidiger stehen, kurzer Pass zu Cyrill Bühler, der die Scheibe zum 4:2 ins Tor abtropfen liess.
Die Finnen liessen auch im Schlussabschnitt nicht locker, zeigten weiterhin, wie gefährlich sie sind. In der 42. Minute konnten sich die Lions mit Adrian Wichser aus der Umklammerung lösen. Wichser passte zu Sejna, der zurück auf Wichser, der, durch diesen Doppelpass, das leere Tor vor sich hatte. Der Zürcher brachte das Künststück fertig, diesen Matchpuck neben das Gehäuse zu setzen. Durch einen Stockschlag, den er gegen Ende des Mitteldrittels aufs Handgelenk erhalten hatte, wurde er bei der Schussabgabe behindert. Die Finnen blieben tonangebend, ohne allzu grosse Chancen zu erhalten. Was aufs Tor kam wurde zur sicheren Beute von Ari Sulander. Mitten in diese Druckphase hinein traf Jan Alston zum 5:2 mit einem herrlichen Schuss über die Fanghand von Brückler hinweg in die obere Torecke. Hinten hielt Sulander weiter was zu halten war. In der 55. Minute war er machtlos. Nachdem Ville Lajunen den Pfosten traf konnte Joonas Nättinen den Puck zum 5:3 einschieben. Es kam nochmals Spannung auf bis Bernd Brückler das Eis zu Gunsten einen sechsten Feldspielers verliess und Jan Alston mit seinem zweiten Treffer alles klar machen konnte.
Adrian Wichser musste heute gleich zweimal in die Kabine. Zunächst verletzte er sich durch einen Stockschlag an der Hand (39.), dann erhielt er einen Schlittschuh ins Gesicht und zog sich einen Schnittwunde an der Nase zu (46.). Trotzdem spielte der Zürcher bis zum Schluss.

Stimmen zum Spiel:
Cyrill Bühler: Wir sind noch nicht im Final, das ist uns klar. Wir setzen alles daran, diesen zu erreichen. Wir hatten Espoo in der Vorbereitung sehr genau beobachtet. Sie haben heute genau so gespielt, wie wir das erwartet haben. Dank unseren Special-Teams hat es heute gereicht.
Sean Simpson: Espoo spielt ein 1-3-1-System. Das machte es uns schwierig, die Mittelzone zu durchqueren. Trotz den vielen Verletzten, war Espoo ein sehr starker Gegner. Ich bin sicher, dass wir in Finnland ein sehr gutes Spiel sehen werden. Unser Dank geht vor allem an die Fans, die uns zum Sieg gepeitscht haben und an Rapperswil, die ein sehr guter Gastgeber sind.
Mathias Seger: Es ist ein guter Start ins Halbfinale, aber wir brauchen noch einen Punkt in Espoo. Auf internationalem Niveau ist es sehr wichtig, solid zu spielen und Fehlerquote tief zu halten.
Jan Alston: Es war ein gutes Spiel, das wir dank einem starken Team-Effort gewonnen haben. Espoo ist ein sehr starkes Team und sie spielen ein spezielles System und sehr diszipliniert. Darauf wurden wir vom Trainer gut vorbereitet. Dieses 1-3-1 sind wir uns speziell in der NLA nicht gewohnt. Weil sie die ganze Zeit einem Rückstand nachrennen mussten, öffneten sie etwas mehr, was uns viele Chancen ermöglichte. Es war für uns aber nicht einfach, auf diesem Niveau spielt man sehr schnell, das muss man zuerst erlebt haben.

ZSC Lions – Espoo Blues 6:3 (1:0, 3:2, 2:1)
Diners Club Arena, Rapperswil, 6100 Zuschauer (ausverkauft);
Schiedsrichter: Kubus, Orszag; Gajan, Orolin (alle SVK)

Schüsse aufs Tor: 33:29 (12:8, 14:10, 7:11)

Tore:
07:17 1:0 Monnet (Pittis, Trudel / Ausschluss: Miettinen)
20:52 1:1 Lajunen (Keller, Sandell)
27:18 2:1 Gardner (Blindenbacher, Suchy)
30:41 3:1 Sejna (Suchy, Wichser)
33:13 3:2 Sandell (Keller)
37:29 4:2 Bühler (Pittis)
47:09 5:2 Alston (Bastl)
54:40 5:3 Nättinen (Lajunen)
58:40 6:3 Alston (Pittis, Trudel / Espoo Blues ohne Goalie)

Strafen:
ZSC Lions: 5 x 2 Minuten
Espoo Blues: 5 x 2 Minuten

Aufstellung:
ZSC Lions: Sulander (Ersatz: Flüeler); Seger, Suchy; Blindenbacher, Schelling; Geering, Schnyder; Cadonau, Gloor; Sejna, Gardner, Wichser; Pittis, Bühler, Trudel; Monnet, Bastl, Alston; Grauwiler, Krutov, Down.
Espoo Blues: Brückler (Ersatz: Koskinen); Alanko, Kuoppala; Lajunen, Kokko; Rönnberg, Konttinen; Nakyva; Rajamaki, Kähkönen, Sallinen; Sandell, Puustinen, Keller; Lammassaari, Uhlback, Miettinen; Nättinen, Lostedt, Lajunen.




Fotos von Thomas Oswald

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