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Bericht:

Nationalmannschaft zeigt Kampfgeist



Von Pascal Zingg

Mit einer grossen Willensleistung gelang der Schweizer Nationalmannschaft der erste Sieg gegen Finnland seit vier Jahren. Zwar bissen sich die Schweizer in den ersten zwei Dritteln an den cleveren Finnen erneut die Zähne aus, konnten dann aber dank ihrem grossen Siegeswillen das Spiel trotz eines 1:3 doch noch zu einem 4:3 drehen. Bester Schweizer war Martin Plüss mit zwei Toren und einem Assist.

Die Finnen bekamen ihre erste Chance bereits in der zweiten Minute, Vahalahti scheiterte bei einem Zwei-gegen-eins-Konter jedoch an Flüeler. Nach diesem Warnschuss waren es aber vor allem die Schweizer, die die Startphase dominierten. Jeannin konnte nach einem Abpraller von Tarkki die Scheibe jedoch nicht im Tor unterbringen. Auch in der Folge zeigten sich die Schweizer abschlussschwach. Sie konnten sich zwar im Drittel der Finnen festsetzen, kamen aber selten in den Slot und daher zu keiner wirklich guten Chance. In der zehnten Minute war gerade eine Strafe gegen Plüss abgelaufen, da spielte Niinimaa einen Querpass auf Hyvönen und dieser musste nur noch ins leere Tor verwerten. Das Tor brach den Rhythmus der Schweizer sichtlich, so dass bis zum Ende des ersten Drittels vor allem die Finnen das Geschehen diktierten.

Ins zweite Drittel starteten die Schweizer wieder voll motiviert, Déruns scheiterte in der 22. Minute allerdings alleine vor dem finnischen Schlussmann Iiro Tarkki. Zwei Minuten danach stand Pyörälä alleine vor Flüeler, konnte aber auch nicht erhöhen. In der 25. Minute bot sich den Schweizern eigentlich eine gute Chance zum Anschlusstreffer, denn sie waren ein Mann mehr auf dem Eis. Gardner kassierte allerdings auch eine kleine Strafe und bei vier gegen vier liess sich die Schweizer Verteidigung von Kerman überlaufen. Kerman kam auch an Lukas Flüeler vorbei und markierte das 0:2. Die Schweizer liessen sich diesmal jedoch vom Tor nicht beirren und stürmten weiter, Romys Breakaway wie auch Monnets Weitschuss brachten aber nichts Zählbares. Bei Monnet war allerdings auch ein bisschen Pech dabei, er traf nur die Latte. Nur wenige Sekunden nach Monnets Lattenknaller war es Goran Bezina, der Plüss lancierte, dieser stand alleine vor Tarkki und siehe da, dem Berner gelang es den finnischen Goalie zum 1:2 zu vernaschen. Es war dies das erste Tor der Schweizer gegen die Finnen seit 282 Minuten. Die Schweizer waren nun also auch resultatmässig wieder dran, nur drei Minuten später schlief jedoch die Verteidigung und Koskiranta hatte keine Mühe auf 1:3 zu erhöhen.

Auch der Beginn des letzten Drittels gelang den Schweizern. Bereits nach 59 Sekunden konnte Ivo Rüthemann den finnischen Goalie mit einem Rebound zum 2:3 bezwingen. Dass nun ein Ruck durch die Mannschaft ging, bewies fünf Minuten später Lukas Flüler, der einen Big Save gegen Koskiranta zeigte, der Finne war plötzlich alleine vor Flüeler aufgetaucht. Die grosse Ausgleichschance sollte sich den Schweizern dann in der 54. Minute bieten, denn gleich beide Heads hatten ihren Arm oben und zeigten eine Strafe gegen Finnland an. Zwei Minuten zwei Mann mehr, dass muss ein Tor sein, dies dachte sich wohl auch Krüger und gab deshalb in einem Timeout Instruktionen, wie man zu spielen hätte. Was er dann sah war allerdings alles andere als sehenswert. Die Schweizer hatten grosse Mühe sich überhaupt im Drittel der Finnen festzusetzen. Es dauerte 115 Sekunden, bis die Schweizer zu ihrer ersten Chance kamen. Jeannins Weitschuss war jedoch so gut, dass auch Tarkki im finnischen Tor den Ausgleich nicht verhindern konnte. Die Schweizer waren nun euphorisiert und stürmten nach vorne, dabei wurden sie hinten unachtsam. Plötzlich fanden die Finnen mit einem Querpass Niskala, der das leere Tor vor sich hatte. Nach seinem Schuss erhechtete sich Flüeler den Puck jedoch im Stile eines Fussball-Torhüters und verhinderte Schlimmeres. Noch in der selben Minute, kamen auch die Schweizer zu ihrer nächsten Chance, Furrers Schuss konnte Tarkki dabei noch abwehren, gegen den Rebound von Plüss war er aber machtlos. Nun erwachten auch die 3522 Zuschauer in der Bodensee-Arena und es kam so etwas wie WM-Stimmung auf. Die letzten drei Minuten waren schliesslich nur noch die Finnen am Drücker, es folgte das übliche Spiel mit Timeout und sechstem Feldspieler. Der Druck der Finnen war nun so gross, dass Bezina 32 Sekunden vor Schluss noch eine Strafe nehmen musste. Beide Teams konnten jedoch nicht mehr reüssieren. Am nächsten an einem Tor war schliesslich Sannitz, dessen Befreiungsschlag Sekunden vor Schluss an den Pfosten ging.

Stimmen zum Spiel
Man of the Match Martin Plüss war nach dem Spiel nur bedingt zufrieden: „Es ist toll, dass wir uns zurückgekämpft haben. Wir müssen aber viel effizienter werden. Gegen Gegner wie dieses Finnland, dass nicht in Topbesetzung antrat sollte man eigentlich immer gewinnen können.“

Auch für Verteidiger Roman Josi war die Chancenauswertung ein grosse Manko: „Wir müssen unbedingt unsere Chancen besser nutzen und mehr Tore schiessen.“ Positiv am Spiel sah er den Kampfgeist: „Wir haben nie aufgegeben und wurden dafür belohnt. Es war auch wichtig, dass wir zu Beginn des letzten Drittels gleich ein Tor machen konnten, das gab uns Auftrieb.“ Zu seiner persönlichen Situation meinte Josi: „Ich habe mein bestes gegeben, doch der Konkurrenzkampf ist enorm hoch, nun bleibt mir nichts anderes als abzuwarten, was der Coach entscheidet.“

Ralf Krüger war nach dem Spiel vor allem mit der Offensive zufrieden: „Wir haben offensiv sehr gut gearbeitet und viele Chancen kreiert. Defensiv hatten wir aber noch einige Fehler drin, die ich mir von dieser Mannschaft nicht gewohnt bin, es ist deshalb wichtig, dass wir unsere Defensive in den nächsten Spielen noch stabilisieren können.“ Krüger attestierte dem Team zudem einen guten Charakter: „Das Team bewies einen grossen Siegeswillen und konnte das Spiel noch drehen, es war ausserdem eine gute Reaktion auf die Niederlage vom Mittwoch.“ Ebenfalls strich Krüger das Powerplay heraus: „Es ist wichtig Tore im Powerplay zu machen, denn gegen die grossen Teams kann man nur mit einem guten Powerplay bestehen.“

Hektik vor der WM
Bis zur WM sind es nun noch knapp zwei Wochen, in denen das Team noch drei Testspiele bestreitet. Nächste Woche tritt man am Mittwoch und Donnerstag in Norwegen an und am Dienstag darauf spielt man ein letztes Mal gegen die USA, dies in der Klotener Kolping Arena. Eigentlich hätte Krüger sein Team gerne bereits gegen Norwegen zusammengehabt, der laufende Playoff-Final könnte ihm aber einen Strich durch die Rechnung machen. „In meiner Zeit als Schweizer Nationalcoach ging die Saison noch nie so lange, das lässt eine gewisse Hektik aufkommen. Ich werde nächste Woche so oder so Massnahmen ergreifen, die zum Teambuilding beitragen sollen“, meinte Krüger. Bereits nach dem Spiel strich er John Gobbi und Valentin Wirz aus dem Kader. Wie Krüger weiter bekannt gab, werden die Playoff-Finalisten am Montag mit dem Team nach Norwegen fliegen. Sollte es in der Finalserie zu einem siebten Spiel kommen, müsse man improvisieren meinte Krüger weiter. Auch noch nicht geklärt ist die Situation mit den NHL-Spielern, Jonas Hiller erreichte diese Nacht die Playoffs und wird die WM wohl definitiv verpassen. Der Kandidatenkreis aus Übersee beschränkt sich damit auf Martin Gerber und Mark Streit. „Wir werden uns morgen mit Toronto in Verbindung setzen“, meinte Krüger zum Fall Gerber. Zu Mark Streit meinte Krüger: „Ich hatte bisher E-Mail-Kontakt mit Islanders-GM Garth Snow. Streit wird mir am Montag mitteilen ob er kommen kann. Ich habe jedoch ein gutes Gefühl, denn wenn er ernsthaft verletzt wäre, hätte er in den letzten Spielen nicht soviel Eiszeit gehabt.“ Sollten noch NHL-Spieler zum Team stossen, so wird dies am Montag in einer Woche geschehen.


Telegramm:
Schweiz – Finnland 4:3 (0:1; 1:2; 3:0)
Bodensee-Arena, Kreuzlingen: 3522 Zuschauer. – SR: Piechaczek, Stalder; Kohler, Müller. – Tore: 10. Hyvönen (Niinimaa, Hirschovits) 0:1; 25. Kerman (Ausschlüsse: Gardner, Hyvönen) 0:2; 34. Plüss (Bezina; Ausschluss: Koskiranta) 1:2; 37. Koskiranta (Niskala, Erkinjuntti) 1:3; 41. (40:59) Rüthemann (Plüss, Blindenbacher) 2:3; 56. Jeannin (Seger; Ausschlüsse: Wärn, Komarov) 3:3; 57. Plüss (Furrer, Rüthemann) 4:3. – Strafen: 7 x 2 Minuten gegen die Schweiz; 10 x 2 Minuten gegen Finnland.

Schweiz: Flüeler (Ersatz: Bührer); Bezina, Blindenbacher, Seger, Furrer, Josi, Diaz, Helbling; Rüthemann, Plüss, Gardner, Monnet, Sannitz, Bärtschi, Paterlini, Romy, Reichert, Déruns, Jeannine, Lemm, Wirz.

Finnland: Tarkki (Ersatz: Riksman); Nummelin, Mäenpää, Niskala, Aalto, Saravo, Lehtonen, Niinimaa; Hyvönen, Pyörälä, Hirschovits, Makkonnen, Vahalahti, Kerman, Koskenkorva, Koskiranta, Erkinjuntti, Heino, Komarov, Wärn.

Bemerkungen: Schweiz ohne Sprunger, Ziegler, Gobbi (alle überzählig); Finnland ohne Seikola (überzählig); 34. Lattenschuss Monnet; 53:08 Timeout Schweiz; 58:28 Timeout Finnland, Finnland danach ohne Torhüter; 60. Pfostenschuss Sannitz.



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